An die Boy Scouts:
Liebe Pfadfinder!
In dem Theaterstück
'Peter Pan', das Ihr vielleicht kennt, ist der Piratenhäuptling stets
dabei, seine Totenrede abzufassen, aus Furcht, er könne, wenn seine
Todesstunde käme, dazu keine Zeit mehr finden.
Mir geht es ganz ähnlich.
Ich liege zwar noch nicht im Sterben, aber der Tag ist nicht ganz fern.
Darum möchte ich noch ein Abschiedswort an Euch richten. Denkt daran,
daß es meine letzte Botschaft an Euch ist, und beherzigt sie wohl.
Mein Leben war glücklich, und
ich möchte nur wünschen, daß jeder von Euch ebenso glücklich lebt.
Ich glaube, Gott hat
uns in diese Welt gestellt, um darin glücklich zu sein und uns des Lebens
zu freuen. Das Glück ist nicht die Folge von Reichtum oder Erfolg im
Beruf und noch weniger von Nachsicht gegen sich selbst. Ein wichtiger
Schritt zum Glück besteht darin, daß Ihr Euch nützlich erweist und des
Lebens froh werdet, wenn Ihr einmal Männer sein werdet.
Das Studium der Natur
wird Euch all die Schönheiten und Wunder zeigen, mit denen Gott die
Welt ausgestattet hat, Euch zur Freude. Seid zufrieden mit dem, was
Euch gegeben ist, und macht davon den bestmöglichen Gebrauch. Trachtet
danach, jeder Sache eine gute Seite abzugewinnen.
Das eigentliche Glück
aber findet Ihr darin, daß Ihr andere glücklich macht. Versucht, die
Welt ein bischen besser zurückzulassen, als Ihr sie vorgefunden habt.
Wenn dann Euer Leben zu Ende
geht, mögt Ihr ruhig sterben im Bewußtsein, Eure Zeit nicht vergeudet,
sondern immer Euer Bestes getan zu haben.
Seid in diesem Sinne
'Allzeit bereit', um glücklich zu leben und glücklich zu sterben. -
Haltet Euch immer an das Pfadfinderversprechen, auch dann, wenn Ihr
keine Knaben mehr seid.
Euer Freund
Baden-Powell of Gilwell.
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In den ersten Januartagen 1941 sprach B.P.
von seinem Begräbnis. Er bat darum, auffälliges Zeremoniell zu vermeiden.
Wenige Tage später, am 8. Januar 1941, war
er tot.
Sein Sarg, der auf einer Geschützlafette zum
Grab gezogen wurde, war von drei Fahnen bedeckt: von der Fahne Englands,
von der Pfadfinderfahne mit dem Liliensymbol, von der Pfadfinderinnenfahne
mit dem Kleeblattsymbol.
Sechs Scoutmaster trugen den Sarg von der Lafette
zum offenen Grab.
Als der Sarg versenkt wurde, blies der Trompeter den Pfadfinderpfiff.
Auf seinem Grabstein wurde ein Kreis mit einem
Punkt darin eingemeißelt. Es ist ein Wegzeichen, eine verschlüsselte
Nachricht, die nur Pfadfinder verstehen können. Diese Nachricht lautet:
"Ich habe meinen Auftrag erfüllt und bin nach Hause gegangen."
Heute gibt es 25 Millionen Pfadfinderinnen
und Pfadfinder in 118 Ländern dieser Erde. Einen World Chief Scout
hat es nicht mehr gegeben
.
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An die Girl Scouts und Girl Guides:
Liebe Pfadfinderinnen!
Dies ist mein Abschiedsbrief
und somit das letzte Mal, daß ich zu Euch spreche. Vergeßt bitte,
wenn ich nicht mehr bin, Eure Lebensaufgabe nicht, nämlich glücklich
zu sein und glücklich zu machen.
Das ist so einfach!
Ihr macht erst einmal andere Leute glücklich, indem Ihr Ihnen gutes
tut. Über das Selber-Glücklichsein braucht Ihr Euch dann keine Gedanken
mehr zu machen, denn dann kommt es von selbst.
Ihr werdet hart arbeiten
müssen, aber der Lohn wird nicht ausbleiben. Wenn Eure Kinder gesund,
unverdorben, und unternehmungslustig heranwachsen dürfen, werden sie
glücklich sein. Und glückliche Kinder lieben ihre Eltern. Eine reinere
Freude als die Liebe eines Kindes gibt es nicht. Ich bin überzeugt,
daß Gott unser Glück in diesem Leben will. Wir dürfen auf einer Erde
leben, die voller Schönheit und voller Wunder ist, und Gott versah
uns nicht nur mit Augen, um das alles wahrzunehmen, sondern auch mit
dem Verstand, diese ganze Pracht zu erfassen. Wir dürfen es nur nicht
an der Einstellung fehlen lassen. (...)
Ihr werdet bald herausfinden,
daß der Himmel nicht irgendein fernes Glück in den Wolken ist, das
erst nach dem Tode kommt. Das Glück liegt in dieser Welt in Eurem
Heim.
So führt denn andere
zum Glück und werdet selbst glücklich dabei. Wenn Ihr das tut, so
erfüllt Ihr die Euch von Gott übertragene Aufgabe.
Gott mit Euch.
Baden-Powell.
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